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In der Kirche St. Ulrich präsentierten die Kunstsammlungen des Bistums Regensburg in Zusammenarbeit mit den Regensburger Domspatzen vom 28. Mai bis zum 3. August 2025 die Ausstellung "weiss sind alle Farben. Julia Krahn über die Harmonie". Zum 1050. Jubiläum des berühmten Chors wurden großformatige Porträts der Künstlerin Julia Krahn, die einzelne Schülerinnen und Schüler zeigen, ausgestellt.

Im Jahr 975 gründete Bischof Wolfgang eine eigene Domschule, die neben dem allgemeinbildenden Unterricht besonderen Wert auf die musikalische Ausbildung legte. Es ist die Geburtsstunde der weltbekannten Regensburger Domspatzen, eines der ältesten Knabenchöre weltweit. In diesem Jahr feiern sie das 1050. Jubiläum. Bis heute sind sie der Domchor der Regensburger Kathedrale. Neben dem Chor des Domkapellmeisters gibt es noch zwei weitere Knabenchöre mit je einer eigenen Chorleitung. Seit 2022 nehmen die Domspatzen auch Mädchen auf, die einen eigenen Mädchenchor am Regensburger Dom bilden. Die Chorarbeit ist eingebunden in die Bildungsaufgabe der gesamten Institution. Zu ihr gehören eine Grundschule und ein Gymnasium mit Ganztagsbetreuung und Internat. Seit 2024 gehören die Regensburger Domspatzen als einer der „Vier Knabenchöre Bayerns“ zum Immateriellen Kulturerbe.AlleFarben SFranzl 3

Julia Krahn ist eine multidisziplinäre Künstlerin, die in Aachen aufgewachsen ist. Um sich ganz der Kunst zu widmen, bricht sie ihr Medizinstudium ab und zieht nach Mailand, wo sie lebt und arbeitet. Krahns künstlerische Arbeit beschäftigt sich mit den Herausforderungen der menschlichen Existenz, den zu überwindenden Hindernissen und den daraus entstehenden Kräften.

Sie präsentiert eine beeindruckende Serie von großformatigen Porträts singender Domspatzen, die auf fünf Meter hohe Stoffbahnen gedruckt sind. Sie schaffen einen transparenten Raum innerhalb der Kirche und laden die Besucher dazu ein, sich mit dem Thema Harmonie auseinanderzusetzen. Ergänzt wird die Ausstellung durch Skulpturen aus der Serie „Organo“ (2020), welche von Briefen ihres Großvaters aus dem zweiten Weltkrieg inspiriert sind.AlleFarben 7760

Der Ausstellungsraum wurde von einem Atemgeräusch erfüllt, welches das Raumvolumen mit beinahe physischer Präsenz durchdringt, als würde die Architektur selbst atmen, sich weiten und wieder zusammenziehen. Ein ruhiger, gleichzeitig schwerer Klang, der anhebt und wieder abebbt. Begleitend erklingen Stimmen: Die Künstlerin bat die Regensburger Domspatzen, das „Incipit Lamentatio“ von Pierluigi da Palestrina in Einzelstimmen einzusingen. Eine polyphone Klage wird zergliedert. Die Stimmen mahnen uns, dass Frieden nicht im Gleichklang entsteht, sondern im aufmerksamen Hören auf jede einzelne Stimme.

Zwei Videos runden die Ausstellung ab: ein Video der Perfomance von Julia Krahn, das in St. Ulrich gedreht wurde, und ein Video zum Thema "Atem" von Schülerinnen und Schüler eines Liceo in Mailand.videoinstallation

An vier Dienstagen untermalten Mittagskonzerte, die sogenannten "Harmonie-Häppchen", die Ausstellung. Aktuelle und ehemalige Domspatzen-Schülerinnen und -Schüler musizierten für eine halbe Stunde zu Mittag: instrumental oder vokal, kammermusikalisch, in kleinen Ensembles oder solistisch. Penta Vocalis, Faszination Gregorianik und Domspatzen des Leistungsfachs Musik sorgten für musikalischen Genuss. Während dem Regensburger Bürgerfest verzauberte das renommierte Spatzenquartett das Publikum. Zur Ausstellungseröffnung sowie zum -ende gab es ebenfalls Konzerte. Einmal mit einem großen Chor aktueller Domspatzen-Schüler, das andere mal mit dem Ensemble Classico, welches zeitgenössische Chormusik mit sphärischen Klängen und meditativer Tiefe verband.EnsembleClassicoLeaAmann

Insgesamt konnten wir 14.000 Besucherinnen und Besucher begeistern und die Kirche St. Ulrich mit zeitgenössischer Kunst in einen neuen Raum verwandeln. Ein immersives Kunstereignis, das die Kraft der Harmonie spürbar macht, Musik als verbindendes Element feiert und eine tiefgreifende gesellschaftliche Reflexion anstößt.

Fotos: Julia Krahn, Sabine Franzl, Magdalena Rieder, Lea Amann