Am 25. Juli 2023 wurden die neuen Fenster von Markus Lüpertz in der Museumskirche St. Ulrich am Dom eingeweiht. Die expressiven Glasgemälde in den Fenstern der West- und Ostfassade geben dem Raum des frühen 13. Jahrhunderts, mit dem direkten Zitat der Rosette aus dem französischen Laon, in der Schönheit und Intensität des durch Buntglasscheiben gebrochenen Lichts die ursprüngliche Anmutung zurück. Das farbige Licht gehört zum Kirchenbau der Gotik und strahlt in Kunstwerken eines der renommiertesten, sicher auch meist diskutierten zeitgenössischen Maler und Bildhauer Deutschlands neu auf. Sein Metier ist die Bleiverglasung. Er gestaltet seine Glasbilder in der Tradition, in der wie beim benachbarten Dom schon im Mittelalter Kirchenfenster gearbeitet wurden. Die Künstlerfenster leben mit Licht und Schatten, den Kontrasten zwischen den dunklen Bleiruten und der brillanten Malerei.
Für die Ostrosette wird der Patron der Kirche, der hl. Ulrich, ins Bild gesetzt. Das Motiv des Fisches verweist in den Händen des Heiligen auf das Fischwunder. Das Fischschwarmornament des Bildhintergrunds füllt als abstraktes Muster auch die Lanzettfenster. Jedes einzelne Feld der Westrosette ist als für sich sprechendes Bild gestaltet und vollendet sich im großen Rund zur Darstellung von Tag und Nacht. Der Engel im Zentrum erhebt die Menschen zum Elysium, von der irdischen Dunkelheit ins himmlische Licht. Die acht großflächigen neuen Glasfenster sind die ersten Exponate des Museums St. Ulrich, das als besonderer Ort des gerade entworfenen Museumsquartiers des Bistums Regensburg am Dom ab 2025 wieder dauerhaft für die Öffentlichkeit zugänglich wird.
Beim ersten Treffen im Frühjahr 2020 zur Vorbereitung der Ausstellung „Der göttlich Funke II“ sprach Dr. Maria Baumann, die Leiterin der Kunstsammlungen des Bistums, Markus Lüpertz auf die Idee neuer Glasfenster für St. Ulrich an. Der Künstler war spontan begeistert und schon sprühten bereits vor Ort erste Gestaltungsideen. Drei Jahre später ist das Projekt Wirklichkeit, engagiert unterstützt von Galerist Karl-Friedrich Krause von art-affair, offen mitgetragen vom Freistaat Bayern als Gebäudeeigentümer. Die großzügigen Spenden Regensburger Bürger haben es möglich gemacht. Sie schenken den Regensburgern und ihren Gästen damit ein intensives bleibendes Kunstwerk. Die Gesamtkosten für die acht Fenster liegen bei rund 400.000 €. Der Künstler verzichtet auf sein Honorar, falls nicht genügend Spenden gewonnen werden können.
In seinen Fenstern ist Markus Lüpertz ein Geschichtenerzähler, der den Betrachter mit satten Farbkompositionen, starken Motiven und der suggestiven Kraft des Gesamtkunstwerks anzieht, um ihn beim Nähertreten die Fülle der Details sehen, ja in ihrer vielfachen Symbolik auch enträtseln zu lassen. Mit Schwarzlot- und auch Silbergelbmalerei setzt er im freien Gestus auf mundgeblasenem Echtantikglas und industriellem Ornamentglas, mehrstufig geätzt, mit Schmelzfarben bemalt, expressive Akzente der Abstraktion. Viele Hände arbeiteten in den vergangenen Monaten in den Glasstudios Derix in Taunusstein mit handwerklicher Präzision und großer Begeisterung für das Projekt an den über 2000 Einzelscheiben, viele geblasen in der Glashütte Lamberts in Waldsassen. Fünf Wochen dauerten die Montagearbeiten vor Ort in St. Ulrich, in denen die Kunstwerke sorgfältig und mit millimetergenauer Genauigkeit in das mittelalterliche Maßwerk eingesetzt wurden.
Bei zahlreichen Führungen gab es die Gelegenheit, das Farbleuchten zu erleben und mehr zur Technik zu erfahren. Täglich gab es eine Führung begleitet von Mittagsklängen, gespielt von Studentinnen und Studenten der Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik (HfKM), sowie Kurzführungen „Von der Idee bis zur praktischen Umsetzung“ und eine Führung zur Herstellung und Technik. Für Kinder gab es ebenso mehrmals Aktionsführungen zum Thema Glaskunst.
Foto links: Hr. Bierowski
Foto rechts: Thoa Weber