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Anbetung der Könige nach Giovanni Battista Tiepolo

Eine Krippe ist eine Krippe, ein paar Figuren in einem Stall? Dass die Formel längst nicht immer derart simpel ausfallen muss, zeigt eindrucksvoll unser diesjähriges Kunstwerk des Monats: Es handelt sich um eine aus der Kunstgeschichte inspirierte Inszenierung der Anbetung der Könige. Figuren, Kleidung und Arrangement orientieren sich an einem Ölgemälde des italienischen Barockmalers Giovanni Battista Tiepolo (1696–1770), ausgeführt und interpretiert von dem Bildschnitzer Benno Michael Gantner (1921–2016). Als ausgebildeter Fassmaler konnte Gantner seinen Figuren bei der Farbfassung selbst den letzten Schliff verleihen, sozusagen alles „aus einer Hand“ arbeiten.

Anbetung der Könige nach Giovanni Battista Tiepolo, ausgeführt und interpretiert von Bildhauer und Fassmaler Benno Michael Gantner (BS 2020/9001)  Giovanni Battista Tiepolo, Die Anbetung der Könige, 1753, Öl auf Leinwand, 408 × 210cm, Bayerische Staatsgemäldesammlungen – Alte Pinakothek, München, URL: https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/A9xlyOeLWv (zuletzt aktualisiert am 27.12.2019)  Benno Michael Gantner bei der Arbeit in seiner Werkstatt (Foto: Archiv Kunstsammlungen des Bistums Regensburg)

Die klassisch aufgebaute Darstellung der Anbetung der Könige zeigt im Zentrum das Kind, auf dem Schoß Mariens sitzend. Maria, mit üppigem Schleier und voluminösem Gewand, präsentiert das Jesuskind dem alten, weisen König in kniender Haltung. Er hat seine Krone abgesetzt und betet andächtig das Kind an. Ein Page, etwas abseits, kniet ebenfalls nieder und hält ein Buch hoch – vielleicht als Bestätigung der alttestamentlichen Prophezeiungen (Micha 5,1)? Der junge König steht dicht hinter dem Knienden und betet ebenfalls zum Kind. Am linken Bildrand im Vordergrund steht der dritte, dunkelhäutige König als Rückenfigur in festlicher orientalischer Kleidung. Im dunklen Hintergrund der Szenerie hält der hl. Josef schützend die geöffneten Arme über seine junge Familie. Hellebardenträger und weitere Zuschauer versuchen über seine Schulter ebenfalls einen Blick auf das Geschehen zu erhaschen. Die Kulisse bildet eine ruinenhafte, barocke Treppenanlage, auf der Maria platziert ist. Ein provisorisch errichtetes, strohgedecktes Holzdach ist zum Schutz darüber gebaut. Zwei Cherubim schweben an einem Dachbalken. Lediglich am fernen Himmel ist der Komet zu sehen, der die Könige zum Kind geführt hat.

Sowohl in ihrer Haltung und Gewandung als auch in ihrem Ausdruck sind Gantners qualitätsvolle Schnitzfiguren authentisch zum Tiepolo-Gemälde, insbesondere die der hl. Familie. Um Tiepolos Komposition zu einer Krippe für den privaten Gebrauch umzugestalten, bedurfte es jedoch einiger Veränderungen. So musste etwa das nur angeschnitten dargestellte Gebäude ergänzt werden. Entsprechend setzte Gantner die Mauerteile fort und erweiterte die Treppenanlage durch eine Balustrade. Den durch die Gebäudeerweiterung gewonnenen Platz belegte er mit zwei ergänzenden Figuren: Rechts säumt eine Frau in barocker Kleidung den Treppenaufgang, links ist die Gruppe der hl. drei Könige durch einen Begleiter verstärkt. Zwar schweben wie bei Tiepolo zwei Cherubim am Dachbalken über der hl. Familie, jedoch fungiert ein dritter Cherub an der rechten Seite des Daches als Pendant. Um die Krippe in der Weihnachtstradition aufstellen zu können, hat Gantner des Weiteren eine Hirtenanbetung geschaffen. Räumlich gilt es diese allerdings deutlich separiert von der Königsanbetung zu arrangieren, um die Nähe zur Komposition Tiepolos zu wahren.


Krippe auf Platte: 101,5 × 112 cm, 105 cm hoch
Figuren 48 cm hoch (max.)
Inv.-Nr. BS 2020/9001

Vergleichsabbildung aus der Alten Pinkothek, München:
Giovanni Battista Tiepolo, Die Anbetung der Könige, 1753, Öl auf Leinwand, 408 × 210 cm, Bayerische Staatsgemäldesammlungen – Alte Pinakothek, München, URL: https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/A9xlyOeLWv (zuletzt aktualisiert am 27.12.2019)