Der Geist wird durch den ausströmenden Atem zu Wort und Klang. Vielleicht ist der Gesang deshalb die göttlichste aller Künste. Und ein Chor trägt unweigerlich eine Spur des Göttlichen in sich – als Harmonie von Atemzügen und Seelen, die im Gleichklang schwingen.
Der Ausstellungsraum wird von einem Atemgeräusch erfüllt, welches das Raumvolumen mit beinahe physischer Präsenz durchdringt, als würde die Architektur selbst atmen, sich weiten und wieder zusammenziehen. Ein ruhiger, gleichzeitig schwerer Klang, der anhebt und wieder abebbt. Begleitend erklingen Stimmen:
Die Künstlerin bat die Regensburger Domspatzen, das „Incipit Lamentatio“ von Pierluigi da Palestrina in Einzelstimmen einzusingen. Eine polyphone Klage wird zergliedert. Die Stimmen mahnen uns, dass Frieden nicht im Gleichklang entsteht, sondern im aufmerksamen Hören auf jede einzelne Stimme.
Lamentationes Jeremiae Prophetae - Die Klagelieder Jeremiae
Es hebt an die Klage des Propheten Jeremia:
Aleph. Weh, wie liegt die Stadt so wüst, die voll Volks war!
Sie ist wie eine Witwe, die Fürstin unter den Völkern, und die eine Königin in den Ländern war, muss nun dienen.
Beth. Sie weint des Nachts, dass ihr die Tränen über die Wangen rinnen.
Es ist keiner unter allen ihren Liebhabern, der sie tröstet.
Alle ihre Freunde sind ihr untreu und zu Feinden geworden.
Die Übersetzung stammt vom BR Klassik. Dort finden Sie mehr Informationen zu den Klageliedern.